wie viele jahre dauert es um die stoerung selbstverletzung zu entwickeln ? und
wie viele jahre braucht es, um diese entwicklung rueckgaengig zu machen?
die antwort ist von person zu person unterschiedlich. wenn wir die faktoren
untersuchen,
welche die manifestation der selbstzerstoerung bei den opfern beeinflussen,
koennen wir leicht sehen, dass die zeit
sowohl bei der ausbildung als auch bei der rueckbildung dieses verhaltens wesentliche
bedeutung hat.
dieses kapitel wendet sich der frage zu, wieviel aufwand und zeit und welche
formen der kontaktaufnahme zur patientin von denen verlangt werden, die ihr
helfen,sowohl ihr verhalten als auch ihre emotionalen muster zu veraendern.
was versuchen wir zu aendern ? wieder mss diese frage
fuer jede person anders beantwortet werden.
ziel ist,den sich selbst verletzenden menschen von verhaltensweisen zu befreien,
mit denen er sich koerperlichen schaden zufuegt.
das selbstzerstoererische verhalten muss vom helfer fortlaufend ueberwacht werden;
wenn die patientin nicht darueber spricht, heisst das nicht unbedingt,
dass sie sich nicht mehr selbstverletzt. wir muessen uns auch ihrrer emotionalen
verzweiflung zuwenden und die emotionalen
und psychischen hemmnisse ansprechen, welche die patientin daran hindern,
in der welt zu bestehen
sowie die beseitigung dieser hindernisse zum weiteren ziel der genesung machen.
im kapitel 10 haben wir uns angeschaut, welche umstaende
kinder in situationen und gedanken stuerzen koennen, aus
denen sich ein ganzes selbstbild zusammenbasteln; was sie von anderen menschen
und vom leben >> verdienen
<<;
wie positiv oder wie negativ sie ueber sich denken und wie sie mit sich umgehen
sollen
ein kind das negative gedanken ueber sich entwickelt,
weil es von anderen familienmitgliedern
verbal nicht unterstuetzt wird, glaubt, dass es jegliches negative verhalten
verdient, das man ihm entgegenbringt.
es akzeptiert dieses verhalten nicht nur, sondern setzt es selbst fort
und provoziert es bei familienmitgliedern und spaeter im leben auch bei anderen
menschen
GENESUNGSAUSSICHTEN
je mehr menschen die behandlung unterstuetzen, desto wirkungsvoller ist sie.
auch hier gilt, dass wir versuchen, die selbstzerstoererische verhaltensweisen
zu aendern,
die provokationen, die das opfer manchmal unbewusst inszeniert
und die qualitaet der augenblicklich im entstehen begriffenen beziehungen. wir
muessen natuerlich die geschichte der patientin imblick behalten
damit sie ihr selbstverletzendes verhalten auch verstehen kann
das erreichen wir durch eine lebensrueckschau, die der patientin einsichten
erschliesst
wir haben einige aspekte zur verfuegung, mit denen wir einschaetzen koennen,
wie die aussichten auf veraenderung stehen,
wieviel zeit wir fuer diese veraenderung brauchen werden und wie tiefgreifend
diese sein wird :
- das alter des kindes, indem die elterliche abhaengigkeit vom kind, die vernachlaessigung oder der missbrauch des kindes begann
- die haeufigkeit der eben aufgezaehlen missstaende
- die schwere des fehlverhaltens im falle von missbrauch oder die intensitaet der beduerftigkeit der eltern in guenstigeren faellen;
- das augenblickliche unterstuetzungsnetzwerk des individuums
( " ist das leben so gut , das es sich dafuer lohnt, mich zum besseren
zu veraendern"?)
sowie die frage:
- hat das individuum sich ernsthaft auf einen menschen eingelassen, der es unterstuetzt, auf den es sich verlassen und dem es vertrauen kann ?
das sind nur einige anhaltspunkte fuer die erfolgschancen
einer psychotherapeutischen behandlung.
andere faktoren sind erblich-chemische aspekte sowie weitere psychatrische diagnosen
und symptome
saemtliche weitere stoerungen der patientinnen haben sich meistens aus den selben
kernthemen entwickelt
und koennen bereits vor der selbstverletzung existieren, die oft im anschluss
an die anderen diagnostizierten probleme ihren anfang nimmt.
wenn ein kind als baby vernachlaessigt wird, stellt
es sich auf diese mangelnde zuwendung ein.
es schraubt seine beduerfnisse zurueck und rechnet damit, dass seine beduerfniss,
gehalten, gefuettert, und gewickelt zu werden, nicht erfuellt werden.
ganz gleich ob sie in der fruehen kindheit oder spaeter beginnt : vernachlaessigung
fuehrt zu depressionen.
wird ein kind von einer bezugsperson sexuell verletzt oder stimuliert,
erwartet es das gleiche von saemtlichen anderen menschen
die sich ihm zuwenden oder die eine autoritaet fuer es darstellen.
das baby oder kleinkind ist nicht in der lage, moralische urteile ueber
diese erlebnisse oder seine reaktionen zu faellen.
erst spaeter, etwas mit einsetzen der pupertaet, spuert das kind den konflikt
zwischen gesellschaftlichen werten in bezug auf sexuelles verhalten und den
eigenen erfahrungen.
es kann dann erkennen, dass die vernachlaessigung oder
der missbrauch von seiten der eltern oder anderer bezugspersonen
nicht angemessen war.
an diesem punkt faengt es an sich abzuwerten, weil es
soziale tabus akzeptiert hat.
seine scham und seine geringe selbstachtung beeinflussen
nicht nur die beziehungen zu anderen menschen, sondern auch seine gefuehle
zur eigenen person und den umgang mit sich selbst.
hier muessen wir nochmal auf das spektrum zurueckkommen,
das von akzeptabler elterlicher vernachlaessigung - die in subtilen botschaften
der beduerftigkeit
emotionaler anspannung, oder erschoepfung besteht - am einen ende bis zum missbrauch
am anderen ende reicht
es waere ein fehler anzunehmen dass alle menschen die sich selbst verletzen,
aus familien stammen, in denen grausamkeit und missbrauch vorherrschen
wir koennen die ursachen nicht veraendern, die
in der vergangenheit eines menschen wurzeln,
aber wir koennen sein gegenwaertiges verhalten aendern, so das sein beduerfnis
die fuer ihn typischen symptome auszuagieren, abnimmt und er sein negatives
selbstbild korrigiert.
VERAENDERUNGEN BEWIRKEN